Wir starten am Samstag, 9. Dezember 2023 in Wangs mit dem täglichen Bahn- und Skibetrieb in die Wintersaison.

Geschichte der Pizolbahnen

Vor bald 200 Jahren beginnt die Geschichte des Schweizer Tourismus, die eng mit der Entdeckung und Erschliessung der Alpen verbunden ist. Zu dieser Zeit unternahm der englische Adel mit Postkutschen mehr oder weniger abenteuerliche Bildungsreisen, die als «Grand Tour» bezeichnet wurden. Diese Reisen in die mediterranen Länder führten oft durch die Schweiz, regelmässig war auch Bad Ragaz eine Station der Durchreisenden.

Anziehungspunkt dieser ersten Touristen war das 1840 eröffnete «Bad zum Hof Ragaz», ein Hotel mit 33 Zimmern und sechs Bädern. In die Bäder wurde das 37 Grad warme Thermalwasser geleitet, das über eine fünf Kilometer langen Holzteuchel-Leitung vom Bad Pfäfers ins Tal floss.

Anfangs der 1850er Jahre wurde im «Hof Ragaz» die Südostbahn (SOB) gegründet und am 30. Juli 1858 hielt der erste SOB-Zug in Ragaz auf seiner Jungfernfahrt von St.Gallen nach Chur. Aber erst als 1859 die Eisenbahnlinie Zürich – Chur eröffnet wurde, begann für Bad Ragaz der Aufstieg zum international bekannten Bade-Kurort.

Um 1900 war der Pizol schon ein spektakuläres Wandergebiet

Das Gebiet der Grauen Hörner mit dem Pizolgipfel war schon damals als spektakuläres Wandergebiet bekannt. Um 1900 bot die Schwarzbüel-Berghütte (1652 m ü. M.) auf der gleichnamigen Alp Platz für die ersten Touristen und Bergsteiger.

1915 erbaute die SAC-Sektion Piz Sol die SAC-Klubhütte beim Wangsersee (2206 m ü. M.). Nach einem fünfstündigen Aufstieg von Wangs oder Bad Ragaz her, konnten SAC-Mitglieder für 50 Rappen in der SAC-Klubhütte beim Wangsersee übernachten, Nichtmitglieder für zwei Franken.

1917 war der Pizol der bekannteste Schweizer Skiberg

Damals kam am Pizol auch das Skifahren auf. Die Einheimischen war zuerst noch skeptisch. Der Präsident der SAC-Sektion Piz Sol war im Jahr 1903 noch überzeugt: «Es sind in unserer Sektion drei Skifahrer, und es werden wahrscheinlich nie mehr werden!»

Schon 1917 stand im Jahrbuch des Schweizer Skiverbandes aber: «Wenn jemand fragt, welches die drei am meisten besuchten und am längsten bekannten Schweizer Skiberge mit der grössten Abfahrt seien, so antworten wir: Parsenn – Weissfluh, Piz Sol und Titlis. König aber ist der Piz Sol mit seiner 2400 Meter langen Abfahrt.»

Jedes Jahr stiegen bis 20'000 Skifahrer mit Seehund-Fellen unter den Skiern die 1'700 Meter Höhenunterschied bis zum Wangsersee oder gar 2300 Höhenmeter bis zum Pizolgipfel hoch – um danach eine der bis heute schönsten und längsten Abfahrten Europas zu geniessen.

Die Kabinenbahnen Bad Ragaz – Pardiel und Wangs – Furt werden gebaut

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Europa einen Skiboom und im Sarganserland entstanden die ersten Pläne zur Erschliessung des Pizolgebietes mit einer Bergbahn. Es blieb allerdings nicht bei einer Bergbahn: In Wangs ergriff die Ortsgemeinde die Initiative, in Bad Ragaz planten Privatpersonen eine Kabinenbahn.

Am 6. Juli 1951 erteilte der Bundesrat am gleichen Tag die Konzessionen für je eine Kabinenbahn Wangs – Furt und Bad Ragaz – Pardiel. Die St.Galler Kantonsregierung wollte, dass sich das Sarganserland auf eine Kabinenbahn konzentriert und versuchte, die bereits gegründeten Aktiengesellschaften an einen Tisch zu bringen. Vergeblich.

Am Neujahrstag 1954 wurde die Gondelbahn Bad Ragaz – Pardiel eröffnet. Und im Sommer 1954 nahm auf Wangser Seite zuerst die zweite Sektion Maienberg – Furt den Betrieb auf. Als Übergangslösung, bis die erste Sektion ab Wangs fertig gebaut war, wurden die Touristen mit einem Jeep zum Maienberg hoch gefahren.

In den Folgejahren baute man auf beiden Seiten verschiedene Schlepplifte, die jedoch ab 1965 durch damals moderne Vierer-Sesselbahnen ersetzt wurden.

Der Zusammenschluss zur Pizolbahnen AG

Ab den 1990er-Jahren arbeiteten die Luftseilbahn Wangs – Pizol AG (LWP) und die Sportbahnen Bad Ragaz AG (SBR) zusammen. Die gemeinsame Tochtergesellschaft PIZAG organisierte die Werbung und einen Billettverbund. Im Jahre 2000 wurde der Verbindungslift Pizolhütte – Laufböden erstellt, mit dem die Seiten Wangs und Bad Ragaz erstmals miteinander verbunden wurden.

Die St.Galler Kantonsregierung bestande aber auf ein Gesamtkonzept für den Pizol. 2004 wurde das Gesamtkonzept ProRegio präsentiert: Ein Hauptzubringer für das gesamte Pizolgebiet von Bad Ragaz auf den höchsten gemeinsamen Punkt (2'275 m ü. M.) und ein Nebenzubringer Wangs – Furt. Das Gesamtkonzept ProRegio erhielt den Beifall der Kantonsregierung – und stiess auf breite Ablehnung im Sarganserland. Es wurde nicht mehr weiterverfolgt.

Im Dezember 2005 einigten sich aber die Verwaltungsräte der LWP, der SBR und der gemeinsamen Tochtergesellschaft PIZAG auf das Gesamtkonzept PIZOL 2010: Eine Gesellschaft mit zwei Zubringern und einer getrennten Finanzierung. Schon im Februar 2006 wurde das gemeinsame Investitionshilfegesuch der St.Galler Kantonsregierung eingereicht.

Am 20. September 2006 unterzeichneten die Verwaltungsräte der LWP, der SBR und der PIZAG die Verträge über die Vermögensübertragung der Sessel- und Skilifte auf die neue Pizolbahnen AG. Ein historisches Ereignis.

Grosszügige Investoren geben der Pizolbahnen AG neuen Schwung

Der Zubringer Bad Ragaz – Pardiel wäre aber beinahe an zu wenig Geld und zu viel Einsprachen gescheitert. Am 26. Februar 2007 erklärten die Verantwortlichen an einer Medienkonferenz, dass das Kapitel Pizolbahnen AG im Sarganserland abgeschlossen werden müsse.

In den Tagen danach meldeten sich aber grosszügige Investoren, welche nicht zuschauen wollten, wie «ihre» Pizolbahnen vom Berg verschwinden: Die Unternehmerfamilien Looser, Lenherr und Schmidheiny schossen zusätzlich Aktienkapital ein.

Am 8. März 2007 fand auf dem Rathausplatz in Bad Ragaz eine eindrückliche Kundgebung für die Pizolbahnen statt. Anschliessend beschloss die Pizolbahnen AG an einer ausserordentlichen Generalversammlung eine erste Kapitalaufstockung.

Pizol 2010

Mit der zugesicherten Finanzierung und dem Zusammenschluss der Gesellschaften zur heutigen Pizolbahnen AG war auch der Weg für die Erneuerung der Zubringerbahnen geebnet. Unter dem Schlagwort «Ein Berg – eine Gesellschaft - zwei Zubringer mit getrennter Finanzierung» wurde der politisch gefundene Kompromiss umgesetzt. Die Ein-Zubringer Variante war vom Tisch. In der Betriebswirtschaftlichen Beurteilung von verschiedenen Gutachtern ging hervor, dass der Cashflow knapp für die Erneuerung der Kernanlagen ausreichend sein wird. Er wird aber nicht ausreichen, weitere notwendige Infrastrukturen (Arbeitsplätze, Erweiterung Beschneiungsanlagen, Restauration, Pistendienst etc. ) zu unterstützen. Daher wurde eine Sonderfinanzierung über einen Zuschlag zur Kurtaxe vorgesehen. Dieser sollte pro Jahr zusätzlich ca. TCHF 440 bringen um die notwendigen zusätzlichen Infrastrukturen zu finanzieren. Der Betrag, welcher als Sondervermögen der Gemeinde geäufnet wird, wurde nicht erreicht und steht grösstenteils den Pizolbahnen nicht jährlich zur Verfügung. Dies sollte zu einem späteren Zeitpunkt zu Problemen führen.

Die Erneuerung der Zubringerbahnen

Im Herbst 2007 konnte die neue Zubringerbahn Bad Ragaz (8er-Gondelbahn der Fa. Doppelmayer) in Betrieb genommen werden. Die Talstation wurde aus dem Dorf in das Gebiet Matells verlegt. Damit konnten ausreichend Parkplätze und eine optimale Anbindung an die Autobahn geschaffen werden. Die Mittelstation Wildboden wurde aufgegeben.

Im Sommer 2009 wurde auch die Zubringeranlage Wangs neu erstellt (8er-Gondelbahn der Fa. Leitner) und in Betrieb genommen. Die Standorte der Stationen blieben identisch. Von einer geprüften Variante ab Tieflezi – Maienberg – Furt, musste aufgrund der Finanzierung und ungeregelter Dienstbarkeiten für diese Variante verworfen werden.

Berg auf – Berg ab

Nach der Erneuerung der Zubringerbahnen und verschiedenen Massnahmen am Berg, konnten die Gästezahlen und Erträge wesentlich verbessert werden. Im Geschäftsjahr 12/13 konnte das «bis dahin beste Ergebnis» erzielt werden. Für den Sommer wurde ein Masterplan ausgearbeitet, dessen Umsetzung zu starken Umsatzzuwächsen führte. Dieser konnte bis 2019 mehr als verdoppelt werden. Der Ausbau des Sommers wurde wesentlich durch die Stiftung Pizol mit Herz unterstützt. Die Winter 14/15, 15/16 und 16/17 brachten zu Tage was in verschiedenen Studien bereits vorausgesagt wurde. Stimmt die Schneelage zu Saisonstart nicht oder ist das Wetter nicht optimal, kann nicht ausreichend Cashflow erzielt werden. Gegenmassnahmen mussten ergriffen werden. Durch die finanzielle Unterstützung von Privatpersonen, Gemeinden und Kanton, konnte der Betrieb ab dem Jahr 18/19 auf 6 Jahre gesichert werden.

Um die Naturschneeabhängigkeiten zu verringern, wurde am Ausbau der Beschneiung sowie des Ersatzes des alten Skilift Schwamm durch eine moderne 6er-Sesselbahn (Fa. Bartholet) geplant.

Investitionen in die Zukunft

Im Sommer 2015 wurde damit begonnen, die Beschneiung Schwamm zu erstellen. Herzstück war dabei der «Speichersee Suntigweid» mit 17'000m3. Im Herbst 2016 folgte die Fertigstellung der neuen 6er-Sesselbahn Schwamm sowie der ersten Etappe Beschneiung Schwamm. Der Winterbeginn 16/17 zeigte neuerlich auf, wie wichtig die Investition in die Beschneiung ist. Dem folgend wurden in den Folgejahren weitere Abschnitte der Beschneiung auf der Seite Bad Ragaz und Wangs umgesetzt. Im Winter 19/20 konnten damit 23% der Pistenfläche technisch beschneit werden.

Meilensteine

1952
21. Januar

Gründungsversammlung der Luftseilbahn Wangs – Pizol AG (LWP).

1952
16. August

Gründungsversammlung der Bergbahnen Bad Ragaz – Piz Sol AG (später Sportbahnen Bad Ragaz SBR).

1953

Bau der Kabinenbahnen Bad Ragaz – Pardiel und Wangs – Furt.

1954

Eröffnung der Kabinenbahnen Bad Ragaz – Pardiel und Wangs – Furt.

1954
bis 1960

Bau der Schlepplifte auf beiden Seiten.

1974

Erneuerung der Kabinenbahn Wangs – Furt.

1991

Ersatz der Wangser Skilifte durch zwei Sesselbahnen.

1999

Die Vierer-Sesselbahn auf Pardiel ersetzt den Laufbödenlift.

2000

Bau Verbindungslift Pizolhütte – Laufböden.

2007

Fusion von LWP und SBR zur Pizolbahnen AG.

2007

Neubau der Achter-Gondelbahn Bad Ragaz – Pardiel.

2009

Neubau der Achter-Gondelbahn Wangs – Furt.

2016

Neubau der Sechser-Sesselbahn Schwamm.

2016

Inbetriebnahme der neuen Beschneiung Schwamm, 1. Etappe.

2017

Investitionen in die Beschneiung
Bergstation Schwamm-Pardiel.

2018

Investitionen in die Beschneiung
Piste 9, Pardiel-Schwamm.

2018

Übernahme Panoramarestaurant Aurea (Aurea Pizol AG) und Ernennung der Pizol Gastro und Sport AG.

2019

Investitionen in die Beschneiung. Automatisierung & Erneuerung in Wangs mit 10 neuen Schneekanonen.

2021

Investitionen in die Beschneiung. Ausbau am Übungslift Prodboden und Piste Tritt. Die Pizolbahnen verfügen über 142 Beschneiungsgeräte.

Auf Pardiel entsteht das Kinderland Pardiel mit drei neuen Förderbändern. Zwei davon mit Tunnel.

2022

Die Pizol Gastro- & Sport AG über nimmt das Berggasthaus Pardiel sowie Berggasthaus Pizol. Ab dem Winter 22/23 wird das Berggasthaus Pizol als Berggasthaus Zanuz geführt.